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Innovation und Weiterentwicklung waren der rote Faden

Kreissynode tagte in Rüttenscheid

Essen, 15.11.2025. Die Synode des Kirchenkreises Essen hat auf ihrer Herbsttagung die Errichtung einer Synodalbeauftragung für queersensible kirchliche Arbeit beschlossen. Außerdem standen die Förderung kirchlicher Innovation, die Jahresberichte der Superintendentin und der Verwaltungsleitung, ein Ausblick auf den Kirchentag 2027 in Düsseldorf sowie die Haushaltspläne der Gemeindeübergreifenden Dienste, Projekte und Einrichtungen des Kirchenkreises für die kommenden beiden Jahre auf der Tagesordnung. Die zur Veröffentlichung bestimmten Berichte und Beratungsunterlagen haben wir unten auf dieser Seite für Sie als PDF zum Anschauen oder Herunterladen verlinkt.

Zur 36. ordentlichen Tagung der Kreissynode, des Kirchenparlaments der Evangelischen Kirche in Essen, waren die Delegierten am Freitag und Samstag (14./15.11.) im Gemeindezentrum an der Reformationskirche in Rüttenscheid zusammengekommen. Die Fähigkeit, sich auf neue Situationen einzustellen, wichtige Aufgaben weiterzuentwickeln und neue Strukturen, Angebote und Kontaktflächen zu den Gemeindegliedern zu etablieren, zog sich wie ein roter Faden durch die Synode. Die Versammlung begann mit einem Gottesdienst, den das Team von Segen45, der Agentur für Segensmomente im Kirchenkreis Essen, im buchstäblichen Sinne „bewegend“ gestaltet wurde – so konnten die Synodalen ihre Konstitution, ihr Gleichgewicht und ihre Flexibilität ganz praktisch an verschiedenen Stationen, etwa auf einer Hüpfburg oder am Punchingball, testen.

ZUSAMMENARBEIT IN GESTALTUNGSRÄUMEN NIMMT KONTUREN AN

Nach der Eröffnung trug Superintendentin Marion Greve ihren Bericht über die bedeutenden Ereignisse der letzten zwölf Monate vor und ging dabei auch auf den Strukturwandel ein, in dem sich der Kirchenkreis Essen und seine 26 Kirchengemeinden derzeit befinden. Im März war auf einer Sondersynode beschlossen worden, bis Anfang 2028 eine deutliche Reduzierung der Körperschaften zu erreichen, verbindliche Modelle zur inhaltlichen und organisatorischen Kooperation zu entwickeln und in einer weiteren Prozessphase von 2030 bis 2025 die Bildung einer einzigen, gemeinsamen Körperschaft des öffentlichen Rechts für alle Gemeinden in den Blick zu nehmen.

Aktuell nimmt die Zusammenarbeit in zuerst sechs, jetzt sieben sogenannten Gestaltungsräumen Konturen an. „In den beiden Treffen des Prozessforums, das die Entwicklung in den Gestaltungsräumen gemeinsam mit den Gemeindeübergreifenden Diensten und der Verwaltung übergreifenden in den Blick nimmt, wurde deutlich, dass viele motiviert in den Prozess der Zusammenarbeit gestartet sind“, sagte Marion Greve. „Wir hören von der Liebe zur Kirche; vom Willen, Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen; von der Lust, Neues zu bauen statt ‚Das war schon immer so‘; vom ‚Rantasten‘ bis hin zu ‚Es muss halt jemand machen‘.“ Auch das, was schwerfalle, werde miteinander geteilt: „Wie sehr es herausfordert, dass die drei großen Themen – Personal inkl. Pfarrstellen, Gebäude und Finanzen – gemeinsam im Gestaltungsraum verantwortet werden.“

Insgesamt aber gebe die Vielzahl von neuen Angeboten, die zurzeit auf der Ebene der Gestaltungsräume entwickelt würden, die Ernsthaftigkeit, mit der über aufzugebende Gebäude und den Abschied von liebgewonnenen, aber nicht zukunftsfähigen Strukturen („Exnovation“) diskutiert werde und die gute Zusammenarbeit über die verschiedenen Generationen von Mitarbeitenden hinweg Anlass zur Hoffnung, dass am Ende sehr gute Lösungen erreicht werden könnten.

ZWEITER „ZUKUNFTSTAG“ AM 14. MÄRZ 2026 GEPLANT

Dies habe auch der „Zukunftstag“ Anfang Oktober im Melanchthon-Gemeindezentrum gezeigt, der von rund hundert Teilnehmenden besucht wurde. Eingeladen waren alle, die sich der Evangelischen Kirche in Essen und ihrer Zukunft verbunden fühlen. In ihrem Rückblick machten die Pfarrer Johannes Heun und Dr. Christian Koch vom Unterstützungs-Team des Wandelprozesses den großen Ertrag der Vorträge und Workshops anschaulich und kündigten eine Neuauflage am 14. März des nächsten Jahres an.

PRÄVENTION UND AUFARBEITUNG SEXUALISIERTER GEWALT

Dass sich auch die Präventionsarbeit und die Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt weiterentwickeln, machte der Bericht der mit dieser Aufgabe betrauten Skriba Silke Althaus deutlich. So wurden die Verfahren zur Einsichtnahme in Polizeiliche Führungszeugnisse in den Gemeinden und Diensten und der Kinder- und Jugendarbeit vereinheitlicht.

Der Stundenumfang der Fachkraft für Präventionsarbeit im Kirchenkreis Essen wurde erhöht; die Zahl der durchgeführten Präventionsschulungen konnte gesteigert werden. Wie auch schon in anderen Kirchenkreisen der Landeskirche hat ein Team von sieben fachlich dafür geeigneten Honorarkräften, die mit dem Kirchenkreis nicht direkt in Verbindung stehen, damit begonnen, die mehr als 5.000 Personalakten aller früheren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kirchenkreises und der Kirchengemeinden auf Hinweise stattgefundener sexualisierter Gewalt durchzusehen. Meldepflichtige Vorkommnisse oder Vorfälle, die zur Anzeige hätten gebracht werden müssen, hat es im Berichtszeitraum nicht gegeben.

NEUE SYNODALBEAUFTRAGUNG FÜR QUEERSENSIBLE KIRCHLICHE ARBEIT

Innovativ ging es am Freitagabend weiter, als die Kreissynode mit großer Einmütigkeit und nur wenigen Enthaltungen die Einrichtung einer Synodalbeauftragung für queersensible kirchliche Arbeit beschloss und Pfarrerin Alica Baron aus der Kirchengemeine Frohnhausen als Synodalbeauftragte benannte. Der entsprechende Antrag knüpfte an Beschlüsse der diesjährigen Landessynode an. „Kirche soll ein Ort sein, an dem Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität Anerkennung, Schutz und geistliche Heimat finden“, heißt es darin. „Mit einer Synodalbeauftragung machen wir deutlich: wir nehmen die Erfahrungen queerer Menschen ernst und wollen unsere Kirche aktiv diskriminierungssensibel und inklusiv gestalten. Mit der Synodalbeauftragung für queersensible Arbeit übernehmen wir Verantwortung dafür, dass Kirche ein sicherer und gerechter Ort für queere Menschen wird.“

ANTRAG AN DIE LANDESSYNODE

Mit großer Mehrheit stimmten die Delegierten am Freitagabend einem Antrag zu, der die Landessynode auffordert, das 2029 auslaufende Projekt „Erprobungsräume“ dauerhaft in eine „Arbeitsstelle für geistlichen Aufbruch bzw. Innovation“ zu überführen und dadurch institutionell zu verstetigen. Die Arbeitsstelle solle Teil einer neu zu gründenden Stabsstelle „Kirchenentwicklung und Strategische Innovation“ sein und eigenständig mit den Bereichen Mitgliederorientierung und Gemeindliche Vielfalt zusammenarbeiten. „Aufgabe ist, neue Formen der Verkündigung zu fördern, Menschen und Initiativen zu befähigen und den nötigen Kulturwandel in der Kirche zu begleiten.“

HENRIKE TETZ ÜBERBRACHTE DIE GRÜSSE DER KIRCHENLEITUNG

In ihrem Grußwort am Samstag schlug Henrike Tetz, Oberkirchenrätin und Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland, auch ernste Töne an: Im Januar will die Landessynode über ein Sparpaket im Umfang von rund 33 Millionen Euro beschließen. Wie Anfang 2025 vereinbart, wurden in den vergangenen Monaten entsprechende Vorschläge für Sparmaßnahmen ausgearbeitet, die jetzt in den landeskirchlichen Ausschüssen beraten werden. Obwohl es sich um Vorschläge handele, seien alle Mitarbeitenden möglicherweise betroffener landeskirchlicher Einrichtungen und Dienste in den vergangenen Wochen bereits vorsorglich informiert worden. Sofern die Beschlussvorlagen reif für eine Veröffentlichung seien, würden auch die Kirchenkreise und alle Interessierten umfassend darüber informiert.

KIRCHENTAG IN DÜSSELDORF

Vom 5. bis 9. Mai 2027 soll der Deutsche Evangelische Kirchentag – insgesamt der vierzigste – in Düsseldorf stattfinden. Die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt ist damit nach 1973 und 1985 zum dritten Mal Gastgeber des größten protestantischen Laientreffens in Deutschland. Max Weber, der die Vorbereitungen der Evangelischen Kirche im Rheinland auf das Glaubensfest gemeinsam mit Susanne Hermanns koordiniert, war auf der Kreissynode zu Gast. Gemeinsam mit dem Essener Synodalbeauftragten für den Kirchentag, Pfarrer Klaus Künhaupt, warb er darum, die gastgebenden Düsseldorfer Gemeinden nach Kräften zu unterstützen, aber auch eigene Beiträge für das Programm zu planen und bei der Suche nach Privatquartieren zu helfen.

FINANZEN

Nach einstimmigen Beschlüssen über die Haushaltspläne der Gemeindeübergreifenden Dienste, kreiskirchlichen Projekte und Einrichtungen für die kommenden beiden Jahre, der Verabschiedung von Jahresabschlüssen und der Entscheidung über die drei kreiskirchlichen Kollekten des kommenden Kirchenjahres skizzierte Assessorin Monika Kindsgrab geplante konzeptionelle Veränderungen für zwei Gemeindeübergreifende Dienste: So soll die Seelsorge für gehörlose und schwerhörige Menschen im regionalen Verbund von neun Kirchenkreisen zukünftig zu einem wesentlichen Teil mobil geleistet werden; zu diesem Zweck wird ein Seelsorge-Bus angeschafft und ausgestattet. Die Ökumenische Notfallseelsorge im Verbund der Städte Mülheim, Essen und Oberhausen wird unverändert fortgesetzt, aber mit einer neuen Kooperationsvereinbarung ausgestattet.

ARBEITSKREIS ZUKUNFT ZIEHT BILANZ VON 19 INNOVATIONSPROJEKTEN

Unter der Überschrift „Gemeinsam verantworten. Vielfältig gestalten. Mutig verändern.“ hat sich der Kirchenkreis Essen als Ergebnis eines partizipativen Prozesses 2016 eine neue Konzeption gegeben. Im darauffolgenden Jahr wurde ein Innovationsfonds eingerichtet und mit 1 Million Euro ausgestattet. Dank dieser Förderung wurden in den folgenden Jahren 19 innovative Projekte ins Leben gerufen; zwei weitere Vorhaben im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit konnten aus anderen Haushaltsmitteln des Kirchenkreises finanziert werden.

Für die Sichtung der Anträge und Begleitung der 19 innovativen Projekte waren die Mitglieder des „Arbeitskreises Zukunft“ verantwortlich, die auf der Kreissynode eine positive Bilanz ihrer Arbeit zogen und mit großem Applaus aus ihren Funktionen verabschiedet wurden. Mehrere Projekte konnten mittlerweile verstetigt werden und sind ein dauerhaft etatisierter Bestandteil der Arbeit von Gemeinden und Kirchenkreis, einige wurden beendet und wieder andere laufen zurzeit noch.

Nachdem sechs beispielhafte Projekte in Wort und Bild vorgestellt wurden – der „Grüne Kurierdienst“, die Aus- und Fortbildung von Ehrenamtlichen in Seelsorge („Lebensspuren begleiten“), das mobile Fahrrad mit Kaffeemaschine („Café Velo“), die Mailseelsorge als Angebot der Telefonseelsorge, das Angebot „Events für Konfis“ im Weigle-Haus für alle Gemeinden und ein besonders erfolgreiches Gottesdienstformat („Kreuz & quer“ ) – entschieden die Synodalen einmütig, die vorhandenen Restmittel in Höhe von 110.000 Euro für weitere innovative Projekte im Kirchenkreis Essen zu verwenden.

Mit einem Gebet und einem Segenswort von Superintendentin Marion Greve wurde die Kreissynode am Samstag um 14 Uhr beendet.

STICHWORT: SYNODALBEAUFTRAGUNG

Kirchenkreise können für verschiedene Arbeitsbereiche Synodalbeauftragte benennen, die ehrenamtlich tätig sind. So gibt es im Kirchenkreis Essen zum Beispiel Synodalbeauftragungen für den Kirchentag, für die Männerarbeit, für den Unterricht von Konfirmandinnen und Konfirmanden und für fremdsprachige Gemeinden.

Synodalbeauftragte vernetzen die verantwortlichen Akteure, informieren regelmäßig über neue Entwicklungen, die ihren Arbeitsbereich betreffen, geben Anregungen im Kirchenkreis oder auf der landeskirchlichen Ebene weiter oder wirken bei der Organisation von Veranstaltungen und Fortbildungen mit. Eine Synodalbeauftragung kann eingerichtet werden, wenn Kirchengemeinden einen entsprechenden Bedarf signalisieren und ihre Einrichtung zum Beispiel durch einen Antrag auf der Kreissynode anstoßen.

STICHWORT: KREISSYNODE

Die Kreissynode ist das Kirchenparlament des Kirchenkreises. Gemäß der Kirchenordnung der Evangelischen Kirche im Rheinland ist sie für Grundsatzentscheidungen über die Zielsetzung, Planung und Durchführung der Arbeit im Kirchenkreis zuständig, sie verabschiedet die Haushaltspläne für den Kirchenkreis, kann Arbeitsbereiche aufheben und einrichten und trägt formell die Gesamtverantwortung. Die Essener Kreissynode besteht aus über 150 gewählten oder berufenen Delegierten, die aus den 26 Kirchengemeinden sowie den Gemeindeübergreifenden Diensten, Referaten und Einrichtungen des Kirchenkreises entsendet werden, und tritt zweimal im Jahr zu ordentlichen Tagungen zusammen.

Zwischen diesen beiden Synoden wird der Kirchenkreis durch einen Kreissynodalvorstand geleitet, dessen Mitglieder alle vier Jahre jeweils zur Hälfte durch die Kreissynode gewählt werden. Den Vorsitz von Kreissynode und Kreissynodalvorstand hat die Superintendentin des Kirchenkreises Essen, Marion Greve, inne.

Titelbild: Auf der Herbsttagung der Essener Kreissynode stimmten die Delegierten unter anderem über die Haushaltpläne und Jahresabschlüsse der Gemeindeübergreifenden Dienste, Projekte und Einrichtungen des Kirchenkreises ab“ können Sie in jeder Hinsicht frei im Rahmen der Berichterstattung nutzen. Foto: Kirchenkreis Essen/Stefan Koppelmann

 

 

 

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