Nachrichten
Aktenscreening hat begonnen
Der Kirchenkreis Essen lässt rund 5.000 Personalakten durchsehen
Essen, 12.11.2025. Der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) ist es ein besonders wichtiges Anliegen, Fälle von sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie möglichst umfassend festzustellen und aufzuarbeiten. Grundlage für diese Aufarbeitung ist die im Januar 2024 veröffentliche ForuM-Studie (Internet: forum-studie.de).
In den Kirchenkreisen der rheinischen Kirche werden deshalb aktuell die Archive nach Hinweisen auf Fälle sexualisierter Gewalt durchsucht. Ziel ist es, durch die Sichtung sämtlicher zur Verfügung stehender Personalakten auch ältere Fälle festzustellen, das institutionelle Versagen im Umgang mit ihnen rückhaltlos aufzuklären und für die Zukunft daraus zu lernen. „Vor allem aber geht es auch darum, die Betroffenen in ihrem Leid wahrzunehmen und ihre körperlichen und seelischen Verletzungen anzuerkennen“, erklären die Mitglieder der Projektgruppe (unser Foto), die sich im Kirchenkreis Essen dieses Themas angenommen hat.
PILOTPROJEKT IN WUPPERTAL, ERGEBNISSE AUS GLADBACH-NEUSS
Nach einem Pilotprojekt im Kirchenkreis Wuppertal, das vor allem der Erprobung und Weiterentwicklung von Standards diente, haben unlängst Prüfungen unter anderem in den Kirchenkreisen Moers, Solingen, Krefeld, Bonn und Bad Godesberg-Voreifel begonnen.
Im Kirchenkreis Gladbach-Neuss konnte die Prüfung bereits abgeschlossen werden. Bei der Durchsicht von rund 6.000 Personalakten aus den letzten sieben Jahrzehnten wurden keine konkreten Verdachtsfälle, aber 18 Auffälligkeiten entdeckt – etwa eine Kündigung ohne Erläuterung der Gründe oder das plötzliche Wegbleiben einer bis dahin äußert zuverlässigen Praktikantin. Die auffälligen Akten sind an die Stabsstelle Prävention, Intervention und Aufarbeitung (PIA) der Evangelischen Kirche im Rheinland weitergegeben worden, die sie staatsanwaltlich prüfen lässt und ggf. weitere Schritte einleitet.
AUCH IN ESSEN HAT DAS AKTENSCREENING BEGONNEN
Im Kirchenkreis Essen werden seit Anfang dieses Monats mehr als 5.000 Personalakten von ehemaligen Mitarbeitenden aus allen Kirchengemeinden, dem Kindertagesstätten-Verband und dem Kirchenkreis Essen – bzw. den entsprechenden Rechtsvorgängern – im Hinblick auf mögliche Verdachtsfälle und Auffälligkeiten hin geprüft. Das sogenannte „Aktenscreening“ erfolgt auf dieselbe Weise wie in allen anderen Kirchenkreisen unserer Landeskirche.
Die Sichtung wird durch sieben fachlich geeignete und nicht unmittelbar in Verbindung zum Kirchenkreis stehende freiberuflich tätige Personen vorgenommen. Die mit der Vorbereitung und Begleitung der Prüfung beauftragte Projektgruppe rechnet damit, dass diese Arbeit mehrere Monate in Anspruch nimmt. Über das Ergebnis wird der Kirchenkreis Essen ebenfalls öffentlich informieren.
WO BETROFFENE HILFE ERHALTEN
Die Projektgruppe nutzt diesen Anlass, um noch einmal darauf aufmerksam zu machen, dass sich alle Menschen, die in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Essen von sexualisierter Gewalt betroffen waren oder sind oder Kenntnis von einem solchen Fall erhalten, an die Vertrauenspersonen des Kirchenkreises bzw. des Diakoniewerks Essen oder auch an die unabhängige „Zentrale Anlaufstelle.help“ wenden können.
Unser Foto zeigt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kirchenkreises Essen, die das Aktenscreening als Projektgruppe vorbereitet haben und begleiten – hinten v.li.n.re. Katja Wäller (Geschäftsführerin des Kirchenkreises und Leiterin des Evangelischen Verwaltungsamtes Essen), Stefan Winter (Leiter der Abteilung für Gemeindesachbearbeitung), Mara Tabea Herrmann (Präventionsbeauftragte); vorn v.li.n.re. Nicole Krumm (für das Kirchenkreis-Archiv zuständige Sachbearbeiterin) und Thilo Marunga (Leiter der Personalabteilung). Foto: Kirchenkreis Essen.
