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Apostelkirche wird entwidmet
Mehrere Abschiedsveranstaltungen
Essen, 17.10.2025. Anlässlich der Entwidmung der Apostelkirche an der Mülheimer Straße 72 lädt die Evangelische Kirchengemeinde Essen-Frohnhausen vom 24. bis 26. Oktober zu mehreren Abschiedsveranstaltungen ein. Geplant sind ein Orgelkonzert am Freitag, eine kostenlose Fotoaktion, eine Kirchenführung und eine Abendandacht mit Abendmahl am Samstag sowie der Entwidmungsgottesdienst am Sonntag.
„Diese Trennung vom Gebäude schmerzt, der Abschied fällt schwer“, erklärt das Presbyterium der Kirchengemeinde im Vorwort des Erinnerungsbuches „Wenn Steine reden könnten… Die Geschichte der Apostelkirche in Essen-Frohnhausen 1913 bis 2025“ von Robert Welzel (herausgegeben von der Evangelischen Kirchengemeinde Essen-Frohnhausen im Oktober 2025; 108 Seiten mit zahlreichen Abbildungen).
WOCHENENDE MIT BESONDEREN AKTIONEN
„Wie gehen wir mit dieser Trauer um? Im Presbyterium wurde überlegt, nicht nur den eigentlichen Entwidmungsgottesdienst zu feiern, sondern am Wochenende der Entwidmung besondere Aktionen rund um die Apostelkirche zu gestalten.“ So wird es außer dem Entwidmungsgottesdienst am Sonntag eine Reihe weiterer Veranstaltungen geben:
-- Zum Auftakt am Freitag. 24. Oktober, um 19 Uhr spielen Ulrike Jerosch, Dennis Winkels und Knut Scholz ein Orgelkonzert; im Anschluss wird zu Begegnungen und Gesprächen bei Wein und Gebäck eingeladen. Der Eintritt ist frei.
-- Am Samstag, 25. Oktober, hält der Essener Fotograf Georg Pieron von 10 bis 13 Uhr besondere Abschieds-Momente vor der Kirchentür kostenlos mit der Kamera fest.
-- Ab 13 Uhr führt Robert Welzel ein letztes Mal durch die Kirche und erzählt spannende und interessante Geschichten aus ihrer Vergangenheit.
-- Um 16 Uhr beginnt eine Abendandacht mit Abendmahl und vielen persönlichen Erzählungen von Menschen, die sich der Apostelkirche verbunden fühlen.
-- Der feierliche Entwidmungsgottesdienst wird am Sonntag, 26. Oktober, um 10.30 Uhr gefeiert.
MEHRJÄHRIGER PROZESS
Wie in allen anderen, ähnlichen Fällen, ist die Entwidmung der Apostelkirche das Ergebnis eines mehrjährigen Prozesses. Weil viele Gemeindeglieder die Aufgabe und den Abriss der Kirche zunächst kritisch sahen und dies auch eindrucksvoll öffentlich kundtaten, ließ das Presbyterium alternative Nutzungsmöglichkeiten – insbesondere den Umbau zu einem Wohngebäude mit mehreren Wohneinheiten – intensiv und mithilfe einer Machbarkeitsstudie prüfen, doch letztlich ohne Erfolg.
„Im Ergebnis müssen wir leider festhalten, dass es keine Möglichkeit gibt, die Kirche anderweitig zu nutzen oder umzubauen“, erklärte das Presbyterium im Dezember 2024. „Der Sanierungsbedarf ist zudem so hoch, dass es unmöglich ist, die Kirche zu renovieren; die Finanzen der Gemeinde und des Kirchenkreises können dies nicht aufbringen. Wir hätten keinerlei Handlungsspielraum für weitere Gemeindearbeit. Der bauliche Zustand der Kirche macht es notwendig, jetzt die Beschlüsse aus 2019 umzusetzen.“ Bereits seit Anfang des Jahres wird die Apostelkirche nicht mehr genutzt; Kirchenkreis und Landeskirche haben der Entwidmung zugestimmt.
STICHWORT: APOSTELKIRCHE UND APOSTEL-NOTKIRCHE
Die Apostelkirche wurde 1913 als Teil eines Gemeindezentrums mit Kirche, Gemeindehaus und Wohnhaus eingeweiht; als besonders auffällig gilt der markante, an den Campanile von S. Marco in Venedig erinnernde Turm. Im Zweiten Weltkrieg bei einem alliierten Bombenangriff weitgehend ausgebrannt, wurde die Kirche unter tatkräftiger Mithilfe der Bevölkerung in vereinfachter Form wiederaufgebaut und am 2. November 1958 erneut in Betrieb genommen.
Als vorübergehenden Ersatz konnte die Gemeinde 1949 auf dem Platz des ebenfalls zerstörten Gemeindesaals eine von 48 „Notkirchen“ einweihen, die in ganz Deutschland nach Plänen des Architekten Otto Bartning errichtet und aus Stiftungsmitteln evangelischer Kirchen und Organisationen in der ganzen Welt finanziert wurden. Unter dem Namen „Kunstraum Notkirche“ ist die Apostel-Notkirche als ein Ort für den Dialog von Kirche und moderner Kunst in den vergangenen Jahren weit über die Stadtgrenzen hinaus bekanntgeworden.
Während es diesen Schwerpunkt hier mittlerweile nicht mehr gibt, wird die Notkirche als Stätte der Begegnung und des Gesprächs über Kirche, Politik und Gesellschaft auch weiterhin gern genutzt. Seit der Schließung der Apostelkirche mit Beginn des Jahres 2025 ist die Apostel-Notkirche nunmehr auch offiziell eine von derzeit zwei Gottesdienststätten der Evangelischen Kirchengemeinde Frohnhausen.