Logo Evangelische Kirche in Essen


Nachrichten

Die Stimmen der Schtetl

Dreiteilige Konzertlesung erinnert an jüdisches Leben in Galizien

Essen, 12.09.2025. Unter der Überschrift „Die Stimmen der Schtetl – das Erbe der singenden Menschen aus Galizien“ steht eine dreiteilige Konzertlesung am 14. September, 5. Oktober und 18. Oktober, die dem kulturellen Reichtum des osteuropäischen Judentums ein Denkmal setzt. Die Aufführungen finden in der Alten Synagoge Essen, der Altendorfer Christuskirche und der Erlöserkirche im Südviertel statt.

HUNDERTE TONDOKUMENTE AUS DEM ALTEN GALIZIEN

Sofia Magid (1892-1954) und Moishe Beregowski (1892-1961) sammelten bis 1941 hunderte Tondokumente aus dem alten Galizien, das sich heute überwiegend auf dem Gebiet der Ukraine befindet. Auch wenn offiziell behauptet wurde, man suche nach geeigneten Sängerinnen und Sängern für die sozialistischen Chöre der Zukunft – ihr eigentliches Ziel war es, die Stimmen und Gesänge der jüdischen Bevölkerung zu erforschen und zu erhalten. Die Töne und sonstigen klanglichen Artefakte wurden auf Wachswalzen aufgenommen, die in St. Petersburg die Zeit des Zweiten Weltkriegs überdauert haben.

Für das monumentale Werk „Unser Rebbe, unser Stalin…“ haben Elvira Grözinger und Susi Hudak-Lazic die etwa 400 Tondokumente auf moderne Datenträger überspielt, die Gesänge notiert, den jiddischen Text herausgehört und übersetzt. Die abenteuerliche Story der Erforschung dieses jüdischen Lebens in Tondokumenten vor dem Zweiten Weltkrieg ist bis heute einmalig.

Die Menschen, deren Klang wir heute seltsam genau hören können, sind fast alle ermordet worden. „Wir denken an sie mit eigenen Texten und völlig neuer Musik: ‚improviso‘, ohne Vorhersehung, im Jetzt entstanden, wie gemeinsamer Atem… und an jedem Konzertabend anders – unerwartet“, heißt es über das dreiteilige Projekt, das den verschwundenen Menschen, ihrer Kultur und nicht zuletzt den beiden Sammlern ihrer Lieder und Geschichten ein künstlerisches Denkmal setzt.

MITWIRKENDE UND THEMEN DER DREI KONZERTE

Ausführende sind Markus Emanuel Zaja (Klarinette), Ralf Kaupenjohann (Akkordeon) und die Sängerin und Darstellerin Esther Münch; die Jiddistin und Autorin Dr. Elvira Grözinger erzählt die Geschichte der Lieder-Sammlung. Dank einer Förderung durch die Alfried Kruppe von Bohlen und Halbach-Stiftung ist der Eintritt überall frei.

Beim Auftakt am Sonntag, 14. September, um 17 Uhr in der Alten Synagoge Essen, Edmund-Körner-Platz 1, geht es um „Beruf und Arbeit im Schtetl“. „Wohnen und Leben im Schtetl“ ist die zweite Aufführung am Sonntag, 5. Oktober, um 18 Uhr in der Christuskirche der Evangelischen Lutherkirchengemeinde Altendorf, Röntgenstraße 14, überschrieben. Der abschließende dritte Teil am Samstag, 18. Oktober, um 18 Uhr in der Erlöserkirche der Evangelischen Erlöserkirchengemeinde Holsterhausen, Friedrichstraße 17/Ecke Bismarckstraße, widmet sich dem „Unerwarteten im Schtetl“.

 

 

 

nach oben ▲